Nach umfangreichen Gesprächen mit Gutachtern, den Investoren und betroffenen Bürgern und Geschäftsleuten hat sich die CDU-FDP-Koalition im Troisdorfer Stadtrat gegen den Bau des so genannten "Stadtquartiers" entschieden.
Viele Gesichtspunkte sprachen für den Bau des 100 Millionen Euro Projektes. So hätte hiermit ein Teil der in benachbarte Kommunen abfließenden Kaufkraft der Troisdorfer Bürger an die Stadt gebunden werden können. Auch zusätzliche Arbeitsplätze und gewisse Steuermehreinnahmen konnten erhofft werden. Mehrere Branchen, die in der Troisdorfer City nur wenig vertreten sind, hätten die Angebotspalette abgerundet, so zum Beispiel ein großer Elektromarkt und ein Hotel. Für das sanierungsbedürftige Bürgerhaus wäre ein neuer Veranstaltungssaal gebaut worden und die geplante Gastronomie und der See hätten als neuer Anziehungspunkt das Gebiet um das Rathaus sicherlich belebt.
Das Shopping-Center barg jedoch auch viele Risiken. Die beauftragten Gutachter haben darauf hingewiesen, dass die Ansiedlung des Stadtquartiers negative Auswirkungen auf die Innenstadt haben könnte. Geschäftsleute würden zum Teil versuchen, selbst in das Stadtquartier umzuziehen. Bei anderen hätte der sinkende Umsatz möglicherweise zu Geschäftsaufgaben geführt. Vorsichtig geschätzt wäre 1/3 der Verkaufsfläche in der Fußgängerzone verschwunden, wobei der Schwerpunkt im Bereich des Forums gelegen hätte, da er der vom Einkaufscenter entfernteste Bereich gewesen wäre. Und genau in diesem Bereich hat die Fußgängerzone heute den meisten Zulauf. Der gerade erst in der Vorplanung befindliche neue Bahnhof mit mehreren Geschäften hätte keine Verbindung zum neuen Stadtzentrum bekommen können.
Zu diesen Problemen hätten sich auch Schwierigkeiten mit der Verkehrsführung ergeben. Man denke nur an die schmale und niedrige Eisenbahnunterführung in der Sieglarer Straße oder den zusätzlichen Verkehr im Gebiet um das Krankenhaus. Zwei wesentliche Gesichtspunkte waren zudem, dass die CDU und die FDP nicht sicher waren, ob tatsächlich ein erheblicher Kaufkraftzuwachs eingetreten wäre. Dazu gibt es in der Umgegend zu viele Einkaufszentren (Köln, Bonn, Porz, Siegburg und St. Augustin). Aufgrund des neuen Landesentwicklungsprogramms gab es Bedenken, ob es landesrechtlich zulässig gewesen wäre, ein Stadtzentrum in 500 Meter Entfernung zu einem bestehenden Zentrum zu verwirklichen.Diese Erwägungen führten letztlich dazu, dass das Risiko einer zu starken Schwächung der bestehenden Fußgängerzone nicht eingegangen wird. Alle Parteien sind sich darin einig, dass auch ohne die Ansiedlung des Stadtquartiers Handlungsbedarf in der Innenstadt besteht. CDU und FDP erwarten aber, dass die Zusammenarbeit mit der Innenstadtgemeinschaft Troisdorf Aktiv e.V. dazu führen wird, gemeinsame Lösungen zu finden, um die Attraktivität der Fußgängerzone zu verbessern. Entsprechende Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit wurde bereits seitens der Troisdorfer Geschäftsleute signalisiert.
Wir werden uns also darauf konzentrieren, die Stärke Troisdorfs aufzubessern, nämlich die bestehende Fußgängerzone mit vielen kleineren Geschäften und viel Platz zum flanieren und verweilen. Damit setzen wir ein Gegengewicht zu den überall entstehenden und bestehenden Einkaufzentren, deren zukünftige Akzeptanz in der Bevölkerung von manchen Stadtplanern bereits heute in Frage gestellt wird.
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